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ドイツ・デュッセルドルフの Zolin sagt / TriuneGods ≠-three-cornered-world のレビューが掲載

ドイツ デュッセルドルフの Zolin sagt
による TriuneGods ≠-three-cornered-world のレビューが掲載されました。
有り難うございます。
http://zolinsagt.de/2014/05/review-triune-gods-≠-three-cornered-world
Album review from Zolin sagt
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Experimentelle Musik hat es nie besonders leicht gehabt. Das hässliche Entlein der Genre-Familie versammelt hin und wieder Menschen um sich, die dessen vielfältiges Angebot nicht als Hörerlebnis, sondern eher als Hörergebnis ihres eigenen Katalogs betrachten und jedem Album, das sie pauschal einfach nicht verstanden haben, einen unrealistisch hohen experimentellen Wert zusprechen und es gleichzeitig in Grund und Boden schimpfen. Verständnis funktioniert eben nicht ohne die Bereitschaft dazu, und gerade in der Musik gilt es, sich mehrmals mit der Materie auseinanderzusetzen, um nach und nach sein Verständnis dafür zu weiten oder sein Unverständnis zu akzeptieren. Doch ist dieses Prinzip auch bei ≠ Three Cornered World, dem neuen Album der multilingualen Triune Gods, anwendbar? Schließlich wird hier ein wesentlicher Bestandteil der textlichen Präsenz auf Japanisch geboten, was manchen Hörern auch nach dem zweiten Durchgang nicht verständlicher klingen dürfte. Kann man dieses waghalsige Projekt auch genießen, wenn man die Sprachbarriere in sich trägt? Die Antwort darauf lautet glücklicherweise ‘Hai’.

Ein Grund dafür liegt in der Konstellation dieses Projekts, das den pazifischen Ozean zu umarmen scheint; der amerikanische MC bleubird und der kanadische Beattüftler Scott da Ros halten nämlich mit Erfolg das Gegengewicht zu den mantra-artigen Parts des japanischen MC’s, sibitt. Auf dem Blatt klingt das wie ein Fall für den google-Übersetzer, doch in der Praxis ergänzen sich die beiden Sprachen besser als angenommen. No Gods / 皆神 ist ein gutes Beispiel für das Prinzip; auf einem Beat, der wie der von Chemical Brothers komponierte Soundtrack für die diabolischsten Traumsequenzen aus Paprika klingt, zerlegt bleubird zunächst alles Heilige und jede Gottheit, die bei drei nicht über den Wolken ist, um sibitt die Ehre des Wiederaufbaus zu lassen – und hier beginnt die schizophrene Schönheit des Ganzen. Die zahlreichen und fließenden Silben des Japaners lassen zwar schon durch ihre enorme Sprachdichte erahnen, dass ihre Botschaft größer als das Medium ist; wem sich der Text über das Supra-Mentale, das ihn mit dem Himmel, seinen Vögeln und dem Weltraum über ihnen verbindet, eröffnet, wird die Dualität des Titels klar, da der japanische Part dessen in etwa als „Alle(s) Götter“ übersetzt werden kann. Doch wem sich der Sinn nicht erschließt, wird auf dieselbe Ebene katapultiert, da die zuvor erwähnte Sprachdichte auf einem so präzisen und allumfassenden Flow geboten wird, dass dem Zuhörer das hoch gesteckte Thema akustisch visualisiert wird.

Schon Stacks on Stacks on Stacks on Stacks und Flight of the Fearless markieren jedoch einen Punkt, an dem das Konzept auf den Prüfstand gestellt wird. Klar, die leicht jazzigen Konstrukte von Scott da Ros mit ihren hallenden, hypnotisierenden Facetten tragen die textliche Präsenz von Triune Gods erfolgreich, doch sie scheinen auch nur dafür gemacht zu sein; die Beats sind bisher eher ein Mittel zum Zweck und werden das Zuhörerinteresse nicht langfristig wecken – zumindest scheint es so zunächst. Auch die Qualität des Storytelling von bleubird ist unbestritten, doch seine manchmal monotone Stimme erfindet das Rad auch nicht immer neu. Und die düsteren Themen, die poetischen Motive dazu und ihr Fluss eröffnen sich leider nur dem japanischen Ohr oder dem wohlwollenden Zuhörer, der sich wie die Triune Gods nicht von solchen Kleinigkeiten wie Rassen, Sprachen oder Landesgrenzen beeindrucken lässt. Ist man als einfacher Zuhörer bereit, so viel eigenes Input zu geben? Ab Kaonashi würde es sich für ihn wieder lohnen, da bleubird einen Zahn zulegt und auf einem diabolischen Beat, der wie ein Lounge-Jazz-Track für Satan’s Grillparty mit dem Godfather höchstpersönlich klingt, die Energie vom massiven Intro gekonnt weiterträgt. Und überhaupt: Ab diesem Track werden alle Teilnehmer deutlich energischer und nachdrücklicher. Causing Terror, das Highlight des Albums, fährt mit der neu gefundenen Energie fort und begleitet den Zuhörer mit gehackten Vocal-Samples a lá Pavarotti im Mixer zu einer gospelartigen, energiegeladenen Hook, die uns daran erinnert, dass Freunde wahre Schätze sind. 生首 ist ein komplett japanisches Statement über Respektlosigkeit und ihre Bestrafung, wie es in Die sieben Samurai hätte zitiert werden können; der blutrünstige, jedoch sehr elegant gehaltene Text marschiert auf einem reggae-ähnlichen Beat, der mit Werken von Guts denselben Geist teilen könnte.

Man könnte nun Tracks wie Good Time Charley, 3 3 3 oder 鉛筆殺戮, die auf kompromissloseren experimentellen Beats mit elektronischerem Flair geritten kommen, auf dieselbe Art und Weise wie oben analysieren, doch am Ende zählt die Kombination aller drei Komponenten. Und die ist zum Großteil des Albums sehr gut gelungen. Der hohe Anspruch, den dieses Album an seine Zuhörer hat, wird trotz seiner kurzen, schleppenden Phase zu Beginn mehr als gerecht belohnt, falls man sich nicht zu sehr auf die nicht verstandenen Inhalte fokussiert. Aufgrund der Tatsache, dass hinter der Analyse dieses Albums ein Kopf mit japanisch verwöhnten Ohren steckt, ist eine objektive Bewertung, die die Texte unverstanden bearbeitet, sehr schwer. Das Album ist eben – wer hätte es erwartet? – ein Experiment, das mit seiner liberalen Sprachpolitik zu bestechen weiß, es jedoch nicht nur darauf ankommen lässt. Dem nicht-japanischen Zuhörer sei geraten, sich beim ersten Hördurchgang auf kleine Details, die ihm auf Anhieb gefallen, zu fokussieren, um beim zweiten, distanzierteren Durchgang deren Effekt auf das Gesamtpaket zu betrachten. Versuche zu verstehen, welchen Pfad Triune Gods mit dir einschlagen wollen, und du wirst bemerken, dass sie ihn schon so gut wie möglich gepflastert haben.

1. No Gods / 皆神
2. Stacks on Stacks on Stacks on Stacks
3. The flight of the fearless
4. Jitensha Punk
5. Kaonashi
6. Causing Terror
7. 生首
8. Good time Charley
9. 鉛筆殺戮
10. Kanoesaru X La Lechuza
11. 3 3 3

Zolin sagt: 8.5 von 10

http://zolinsagt.de/2014/05/review-triune-gods-≠-three-cornered-world
by sibitt | 2014-05-21 22:24 | TriuneGods情報 | Comments(0)
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